Wenn wir an unsere dreieinhalbwöchige Rundreise durch Sri Lanka denken, erscheinen sofort die saftig grünen Teeplanten, die faszinierenden buddhistischen Tempel, die spektakulären Ausblicke, hupende Tuk-Tuks, scharfe Teigtaschen, die bunte Tierwelt und das herzliche Lachen der Sri Lanker vor unseren Augen. Dabei ist uns ein Lachen ganz besonders in Erinnerung geblieben. Madu, 32 Jahre, lernten wir bei einem Kochkurs in Ella kennen.
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Ella
Der Weg in das von Gebirgsketten eingerahmte Städtchen führte uns mit dem Zug sechseinhalb Stunden von Kandy ins Hochland nach Ella. Die Stadt mit dem kurzen klangvollen Namen ist aufgrund der weiten Teeplantagen, den Bergen „Little Adams Peak“ und „Ella Rock“ sowie den kulturellen Hinterlassenschaften aus der buddhistischen Geschichte bekannt. Die Schönheit des schmucken Städtchens und die damit einhergehende Anziehungskraft für Touristen erkannten bereits einige Einheimische, sodass sich entlang der kleinen Hauptstraße ein hippes Café nach dem anderen reiht.
Matey Hut
Etwas abseits gelegen befindet sich das kleine Restaurant „Matey hut“. Zusammen mit ihrem Mann betreibt Madu das Restaurant und bietet fast täglich eine dreistündige Cooking Class für Interessierte der srilankischen Küche an. Mittags kocht Madu im Restaurant, nachmittags beginnt dann der Kochkurs. So hat sie nun seit knapp zwei Jahren ihr Hobby als leidenschaftliche Köchin zum Beruf gemacht.
Der Kochkurs
Auf Tripadvisor wurden wir auf das schnuckelige Restaurant aufmerksam. So zog es uns nach unserer langen Zugfahrt direkt zum Matey Hut. Dort angekommen, begrüßte uns gleich, wie sich später herausstellte, Madu’s Ehemann, der direkt neben dem Eingang, auf einer heißen Platte, frisches Fladenbrot und Teigtaschen zubereitete. Die Auswahl des Gerichts fiel schwer, denn jedes Gericht auf der Karte hörte sich köstlich an. Letztendlich fiel die Entscheidung auf Kürbiscurry und Parrata, eine Art türkisches Fladenbrot mit Hühnchen. Vor allem haute uns das Kürbiscurry aus den Latschen. So wollten wir unbedingt den Geheimnissen der srilankischen Küche auf den Grund gehen und meldeten uns gleich für den nächsten Tag zum Kochkurs an.
So führte uns am nächsten Tag ein kleiner steiler Weg, der es in sich hatte, in die sogenannte Cooking Class. Eher gesagt handelte es sich hierbei um eine Open-Air-Küche, deren Ausblick wohl jeder gerne von seiner Küche aus hätte. Sechs Currys sollte es geben sowie Coconut-Sambol, eine scharfe Beilage aus Kokosnussraspeln, Limettensaft, Chiliflocken, Chilipulver, Tomaten, Chilis, Zwiebeln und Knoblauch. Unter den allesamt veganen Speisen befand sich ein Mango-Curry, Bananen-Curry, Bohnen-Curry, Dhal-Spinat-Curry, Auberginen-Curry und das am Tag zuvor bestellte und heißgeliebte Kürbis-Curry.
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Srilankische Küche
Das Angebot der zu kochenden Gerichte lässt vermuten, dass Madu Vegetarierin bzw. Veganerin ist. Aber das ist sie nicht. Das Angebot resultiert aus der großen Auswahl an Gemüse- und Obstsorten Sri Lankas. Dieses wird an gefühlt nahezu jeder Straßenecke feilgeboten. Auch für seine Fruchtsäfte ist das südostasiatische Land bekannt. Der Saft der einheimischen Früchte wie Mangos, Maracujas, Bananen, Papayas, Ananas, Kokosnuss und Wassermelone werden pur oder mit Milch getrunken. Unbeschreiblich süß und lecker – so unterscheidet sich der Geschmack doch erheblich von den bei uns zu Lande eingeflogenen Früchte. So finden sich auch die süßen Früchte in den vielfältigen Currys. Die Basis der srilankischen Currys bilden vor allem Gewürze, wie Kardamon, Zimt, Nelken, Kumin, schwarzer Pfeffer, Chilipulver, Senfsamen, Fenchelsamen, Kurkuma, Bockshornklee und Koriander. Dazu gesellen sich die nicht wegzudenkende selbstgemachte Kokosmilch, Chilis, Limetten, gemahlener und gerösteter Reis und frische Kräuter, vor allem Curryblätter, die Madu vor jedem Kochkurs frisch von ihrem Baum pflückt. Dazu werden frittierte Papadams aus Kicherebsenmehl, Sambol Coconut und Reis gegessen. Der Reis wird mit den Currys und Beilagen vermischt und mit der rechten Hand gegessen. Denn so soll sich erst die richtige Melange finden lassen. Eine tolle Erfahrung, sein Essen auch auf diesem Wege mal zu spüren.
Madu’s Lieblingsgericht
Genau dieses Zusammenspiel liebt Madu. Vor allem hat es ihr der weich gegarte Kürbis angetan, sodass es kein langes Nachdenken auf die Frage nach ihrem Lieblingsgericht gab, als wir sie am Abend des Kochkurses bei einem vertieften Gespräch fragten. Von der Grünen Pfanne angetan, war Madu mit unserem Vorschlag eines Drehtages einverstanden. Sie fühlte sich ein wenig geehrt, lächelte schüchtern, was sonst von ihrer etwas bestimmenden und zugleich lustigen Art im Kochkurs abwich. Gleich am nächsten Morgen standen wir wieder in der Openair-Küche. Ihre Tante Sorda war mit von der Patti, von ihr sowie von ihrer Mutter und Großmutter lernte Madu auch die Zubereitung der traditionellen srilankischen Speisen.
In aller Regel sind die Gerichte scharf, vor allem dort, wo sich selten ein Tourist blicken lässt. Auch Madu nimmt Rücksicht auf ihre Gerichte und mildert sie für den europäischen Gaumen etwas ab. Darüber waren wir sehr froh, als wir das Lieblingsgericht ja eigentlich bereits zum dritten Mal probierten. Ohne es zu wissen, bestellte ich (Patricia) mir das Kürbiscurry bei unserem ersten Restaurantbesuch und aß es zum zweiten Mal beim Kochkurs. Madu isst ihre Currys auch zum Frühstück, so wie es in Sri Lanka üblich ist. Das Frühstück weicht nicht immense vom Mittag- bzw. Abendessen ab. Wahrscheinlich könnte ich es auch an jedem weiteren Tag in meinem Leben essen, denn das Zusammenspiel der verschiedenen Geschmackskompositionen liebe ich ebenfalls, was wir in dieser Form zum ersten Mal bei unserem indischen Lieblingsgericht Chicken Curry von Mani aus Stadtlohn kennenlernten. So kamen wir bereits für das benötigte Garam Masala mit der Vielfalt der indischen Gewürze in Kontakt und beschäftigten uns in einem Blogbeitrag etwas intensiver mit den ähnlich verwendeten Zutaten.
Träume und Ziele
Nicht überraschend war für uns, als Madu uns erzählte, dass ihr Mann gerade einen größeren Kochraum baut, ebenfalls mit dieser einmaligen Aussicht. Ihm hat sie es auch zu verdanken, dass sie diese Kochschule leitet. Im Interview erzählte sie uns, dass er sie von ihrem Talent überzeugt hat, wofür sie ihm nun sehr dankbar ist. So ist es ihr Wunsch, die Küche Sri Lankas bekannter zu machen, in anderen Ländern zu verbreiten und noch viele weitere Jahre Kochunterricht zu geben.
Natürlich führt sie auch ein Leben abseits der Kochschürze. Wenn sie Urlaub hat, fährt sie gerne zur Familie nach Colombo oder bereist andere Städte in Sri Lanka mit dem Zug. Ihre einzigen freien drei Tage im Monat verbringt sie im Haushalt und genießt die idyllische Natur in Ella. Nach Deutschland würde sie ebenfalls gerne mal reisen. So hat sie bereits einiges von unserem tollen Kuchen und Brot gehört. Doch leider ist es für Sri Lanker nicht so einfach ein für die meisten Einwohner überteuertes Visum für den Westen zu bekommen. Ein etwas heikles Thema, die Regierung möchte der Angst aus dem Weg gehen, dass die Einwohner nicht mehr zurückkehren. Ein Visum für andere asiatische Länder zu bekommen, sei wohl um einiges einfacher. So würde es ihr in Deutschland sicherlich gefallen, als sie uns von ihrer Liebe zum Weihnachtsfest erzählte. Sie ist zwar Buddhistin, besuchte aber eine christliche Schule und hat deswegen eine Verbindung zum christlichen Fest. Zu gerne würden wir ihr unsere vollgeschmückten Tannenbäume, Weihnachtsmärkte und traditionellen Weihnachtsessen zeigen. Hoffentlich bleibt dies nicht nur ein Traum.
So könnten wir ein Stück zurückgeben, denn nicht nur Madu, sondern auch alle anderen Einwohner sind überaus freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Und wer weiß aber ein Wiedersehen wird es sicherlich geben, denn ich bin als Reiseleiterin bei Wikinger Reisen für Sri Lanka tätig und auf unserem Plan liegt Ella. Bei Interesse werde ich mit meinen Gästen definitiv Madu’s Cooking Class aufsuchen. Auf den neuen Kochraum bin ich schon ganz gespannt und vor allem auf ihre Reaktion zu unserem Video über ihr würziges Lieblingsgericht.
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... liebt die kulinarischen Dinge der Welt. Seit sie groß genug war in die Töpfe auf dem Herd zu luken, ließ sie die Leidenschaft für gutes Essen nicht mehr los. Essen ist für sie als Archäologin, Geschichts- und Museumswissenschaftlerin auch immer ein interessantes Forschungsfeld.
2 Comments
Hallo, Ihr habt einen großartigen Blog!!!
Viele Grüße sendet
Jesse-Gabriel
Lieber Jesse-Gabriel, vielen lieben Dank, über dieses Kompliment freuen wir uns wirklich sehr 🙂 Hab ein schönes Wochenende. LG Alwina