Zum ersten Mal bekam die Grüne Pfanne Besuch aus Russland. Zugegebener Maßen war wohl Pfannenliebling nicht der wahre Grund für Katharinas Aufenthalt in Deutschland. Katharina und ihr Mann Mischa besuchten meine (Alwina) Eltern auf einer Durchreise nach Tschechien. Aber beginnen wir am Anfang dieser Reise 🙂
Seiteninhalte
Internet sei Dank und eine Cousine mehr 🙂
Sicherlich hat der ein oder andere bereits mitbekommen, dass ich in Kasachstan geboren bin. Meine gesamte Familie ist 1989 nach Deutschland ausgewandert. Heute bezeichne ich Deutschland auch als meine Heimat. An Kasachstan habe ich nur vage Erinnerungen. Ich verstehe die russische Sprache, doch sprechen kann ich sie leider nicht. Mein Vater erzählte mir vor langer Zeit, dass er noch eine Nichte namens Katharina in Russland habe, den Kontakt zu Ihr aber bereits vor 45 Jahren verlor. Familiäre Umstände, ein Umzug nach Russland & die Auswanderung nach Deutschland waren die Gründe dafür.
Dank der modernen Kommunikation war es dank einer russischen Plattform (vergleichbar Facebook), auf der meine Mutter angemeldet ist, möglich Katharina nach 45 Jahren auffindbar zu machen. Es wurde gechattet, telefoniert und geskypt. Schließlich hatte man sich nach so langer Zeit doch sein ganzes Leben zu erzählen 🙂 Und so blieb es auch nicht aus, dass der Wunsch nach einem realen Treffen immer näher kam. Dank einer geplanten Kurreise nach Tschechien, war es dann Katharina und ihrem Mann Mischa möglich auch einen Zwischenstopp im Süden von Deutschland einzulegen. Als ich davon erfahren habe, war ich sofort begeistert und so ließ die Frage nach Katharinas Lieblingsgericht auch nicht lange auf sich warten. 😀 Via Skype konnte meine Mutter Katharina für Pfannenliebling gewinnen und bereits aus der Ferne alles Wichtige für den Drehtag vorbereiten. Katharinas Mann Mischa war so freundlich noch in Russland einige Aufnahmen vom Heimatort Belajy Glina für uns aufzunehmen. Was ein Glücksgriff 🙂 Diese Aufnahmen sind natürlich sofort in den Film eingeflossen und zeigen tolle Einblicke in das Leben von Katharina. Vielen Dank für die Rechte 🙂
Privet, kak dela?
Der Drehtag rückte immer näher und ich begab mich samt Kameraausrüstung Richtung Heimat. Ich hatte absolut keine Ahnung, wem ich an diesem Tag begegne und vor allem wusste ich nicht, wie die Kommunikation verlaufen wird. Mein russisch beschränkt sich nämlich auf wenige Worte und die Worte, die ich flüssig beherrsche, sind sicherlich nicht hilfreich bei einem Kochnachmittag 🙂
Die erste Begegnung nahm mir jedoch jegliche Sorgen. Nach einer festen Umarmung, einem akzentreichem „Privet, kak dela?“ (Hallo, wie geht’s?) brach alles im lauten Gelächter aus 🙂 Das Eis war gebrochen und ich habe zum Ersten Mal meine Cousine kennengelernt.
Katharina und ihr Lieblingsgericht "Borschtsch"
Da ich dank meiner Oma und meiner Mutter bereits in den Genuss von zahlreichen russischen Speisen gekommen bin, kannte ich auch Katharinas Lieblingsgericht Borschtsch. Borschtsch ist ein klassischer Eintopf, der traditionell aus roter Bete, Fleisch und Weißkohl hergestellt wird. Jede Region hat ihre ganz besondere Zusammenstellung und Zubereitungsweise. In Russland ist diese Suppe in der Winterzeit sehr beliebt. Im Sommer wird dieser Klassiker auch gerne und oft kalt gegessen.
Katharina erzählte mir am Drehtag, dass sie Borschtsch immer in einem 10 Liter Topf frisch zubereitet, damit Sie Ihr Lieblingsgericht auch mehrere Tage hintereinander genießen kann. Ihr persönlich schmeckt der aufgewärmte Borschtsch viel besser als der Frische, da die Zutaten dann auch richtig durchziehen können.
Charakteristisch für die Zubereitung der Suppe ist die lange Garzeit bei geringer Hitze. Borschtsch wird mit Schmand & frischen Kräutern serviert und oft zusammen mit Brot gegessen.
Es roch einfach fantastisch in der Küche und ich konnte es kaum erwarten, dass die Suppe endlich fertig war. In der Zwischenzeit begab ich mich auf die Suche nach passender russischer Tischdeko. Und tatsächlich wurde ich im Keller meiner Eltern fündig. Im Schrank entdeckte ich zahlreiche Matroschkas. Diese bunten, berühmten und ineinander schachtelbare Holzpuppen sollten für ein wenig russischen Flair sorgen.
Belaja Glina & Landwirtschaft
Aber zurück zu unserem Portrait. Katharina ist 55 Jahre alt und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. Sie lebt in Südrussland in der Ortschaft Belaja Glina. Das Dorf Belaja Glina liegt im Nord-Osten des Krasnodar Gebietes an dem Fluss Rassypnaja. Der Ortsname steht im Russischen für Weißer Ton, nach dem in der Umgebung zu findenden Kaolinitvorkommen.
Ihre gesamte Familie ist in der Landwirtschaft tätig. Stolze 800 Hektar Land bewirtschaften sie. Weizen, Zuckerrüben, Mais, Dinkel, Sonnenblumen und Erbsen werden hier das ganze Jahr angebaut, mühevoll geerntet und verkauft. Ich war von Michaels Aufnahmen über die großflächigen Felder echt beeindruckt. Unglaublich was sie sich da über die Jahre aufgebaut haben.
Katharinas ganzer Stolz ist ihr eigener Garten. In mühevoller Handarbeit pflanzt sie hier alle Gemüsesorten an, die man auch in ihrem Lieblingsgericht findet. Quasi ein Garten für Borschtsch-Liebhaber: Kartoffeln, Karotten, Tomaten, Pastinake, Kräuter, Rote Bete, Kraut.
Eine kleine Gänse- und Hühnerzucht runden das Selbstversorgerkonzept ab. Das erklärt auch, warum Sie ihr Borschtsch zu Hause am liebsten mit Gänsefleisch isst.
"Der Morgen ist weiser als der Abend". Nach diesem Motto gestaltet sie ihren Alltag. Wichtige Entscheidungen werden nie am Abend gefällt. Morgens lassen sich mit frischem Kopf alle Entscheidungen besser planen.
Ihr großer Wunsch ist es, dass ihre gesamte Familie gesund bleibt und ihre Söhne ihr noch viele wunderbare Enkelkinder bringen. Sie ist ein fröhlicher, ausgelassener Mensch, der das Herz am rechten Platz hat. Ihre Familie ist ihr ein und alles. Das spürt man bei allem was sie macht.
Russische Küche
Was zeichnet die russische Küche überhaupt aus? Wer glaubt, die russische Küche bestehe nur aus Kohl und Wodka, der irrt gewaltig. Die russische Küche ist sehr vielfältig und bekannt für ihre Teigtaschen. Auch wir bei Pfannenliebling haben bereits einige russische Rezepte mit der Grünen Pfanne entdecken dürfen und möchten Euch diese natürlich nicht vorenthalten. Probiert diese unbedingt aus, ihr werdet es nicht bereuen 😉 Und auch mein Lieblingsgericht befindet sich tatsächlich in dieser Auflistung. Yammi
Teigtaschen:
Wareniki: Wareniki sind gefüllte und in Wasser gekochte Teigtaschen, die sowohl mit pikanter als auch mit einer süßen Füllung gefüllt werden.
Piroschki: Kleines pikantes oder fruchtiges Hefegebäck.
Pirogge: Russisches Brot, mit einer Kartoffel-Hackfleisch-Füllung
Fleischgerichte:
Plov: Beliebte Reispfanne, die nicht nur in Russland bekannt ist.
Golubzi: Russische Kohlrouladen mit Reis
Schaschlik: Marinierte Fleischspieße
Süßes:
Kartoschka: Russische Süßspeise, die aus Zwieback und gezuckerter Kondensmilch ohne Backen hergestellt wird.
Bliny: Die russische Antwort auf Pfannkuchen.
Trubochki: Trubochki sind knusprige, russische Waffelröllchen, die mit und ohne Füllung gegessen werden.
Milchmädchenkuchen: Kuchen aus gezucketer Kondensmilch.
Salate:
Rote Bete-Apfelsalat: Der Name ist Programm: Rote Bete trifft auf Apfel
Winigret: Winigret ist ein russischer Rote-Bete Salat
Lieblingsgerichte lassen Grenzen und Sprachbarrieren verschwinden. Und manchmal trifft man dadurch auch auf neue Familienmitglieder. 🙂 Danke liebe Katharina: dein freundliches Wesen und deine Kochkunst hat mich sofort begeistert. Diese Suppe ist definitiv jede Schnippelei wert 😉
In dem Sinne: Приятного аппетита (Guten Appetit) 🙂
... liebt die schönen Dinge der Welt. Ihre Wurzeln liegen in Kasachstan, im Herzen ist sie aber ein echter Globetrotter. Asiatische-Gefilde bereist sie ganz besonders gerne. Ihre Kreativität nutzt Alwina am liebsten dazu, etwas Neues und Einzigartiges zu schaffen.
Leave A Reply