Spanische Eroberer, afrikanisch-stämmige Sklaven, karibische und amerikanische Nachbarn, ja sogar asiatische Einwanderer haben ihre Kultur, ihre Essgewohnheiten und natürlich ihre Rezepte nach Kuba gebracht. Diese mit den auf der Insel vorhandenen Lebensmitteln, Gewürzen und Früchten zu kombinieren, scheint herausfordernd, sorgt heute aber für den besonderen Reiz der kubanischen Küche, die auch als kreolische Küche bekannt ist.
In Reiseführern hatte ich (Alwina) viel über die einzigartige, geschmackvolle und vielfältige kubanische bzw. kreolische Küche gelesen und konnte es daher kaum abwarten, endlich selbst zu kosten, welche Geschmäcker die verschiedenen Kulturen auf der Insel hinterlassen haben. Schnell musste ich während meiner 3-wöchigen Rundreise aber feststellen, dass sich die angekündigte Einzigartigkeit zumindest meinem Gaumen nicht erschloss. Zwar wird in der kreolischen Küche mit einer Vielzahl an Gewürzen, Kräutern, Obst- und Gemüsesorten gekocht, dennoch fand ich die Gerichte auf meiner Reise wenig abwechslungsreich. Grundzutat für die allermeisten Gerichte bilden Reis, Bohnen und verschiedene Knollenpflanzen wie Kartoffeln und Maniok (Yuca). Abwechslung stellte sich auf meinem Teller nur ein, indem dazu entweder Huhn, Schwein oder Fisch serviert wurde. Weitere typische Zutaten sind neben Tomaten, Gurken, Avocados, Calabaza (Butternusskürbis), Mais, Karotten und Kohl auch Kochbananen und unreife Bananen.
Typische Gewürze wie Knoblauch, Zwiebeln, Oregano, Kreuzkümmel oder Lorbeerblätter finden reichlich Verwendung, Salz und Pfeffer fehlen dagegen oft. „Sofrito“ ist eine Art Würztunke, die in vielen kreolischen Gerichten vorkommt. Sie besteht hauptsächlich aus angeschwitzten Zwiebeln, Olivenöl, Knoblauch, Lorbeerblättern, Paprika, Oregano und Kümmel. Scharfe Geschmackskomponenten sucht man häufig vergebens.
Exotisches Wurzelgemüse wie Yuca oder Malanga finden sich in der Küche Kubas oft. Yuca und Malanga sind kartoffelähnliche und stärkehaltige Wurzeln, die bereits vor hunderten von Jahren Hauptnahrungsmittel der Insel gewesen sind. So aßen bereits die indianischen Ureinwohner diese Lebensmittel. Übrigens, die mehlige und leicht süß schmeckende Yuca-Knolle wird ausschließlich gegart verzehrt. Als ich sie einmal roh probieren wollte, bekam ich ganz schön auf die Finger, da sie im rohen Zustand nicht nur ungenießbar, sondern auch giftig ist.
Der Mensch lebt nicht von Luft alleine und ich als Pfannenträgerin sowieso nicht, schließlich liebe ich es meine Nase in die verschiedensten Töpfe und Pfannen zu stecken. Viele Gerichte entdeckte ich so, die ich für Euch hier einmal auflisten möchte.
Congri zum Beispiel gilt auf Kuba als Nationalgericht und besteht aus roten Bohnen, die mit Reis und Tomatensauce vermischt, serviert werden.
Moros y Christianos ist ein ganz ähnliches Gericht wie Congri, wird jedoch mit schwarzen Bohnen zubereitet. Dabei werden die beiden Hauptbestandteile, also die Bohnen und der Reis, allerdings nicht miteinander vermischt. Der Name dieser geschichtsträchtigen Speise stammt schon aus Zeiten, lange bevor die Revolution in Kuba gestartet war. Mir wurde erklärt, dass der weiße Reis in diesem Gericht die Christen, die schwarzen Bohnen die Sklaven symbolisieren. Kuba war, wie die meisten Teile der „Neuen Welt“, klar in schwarz und weiß eingeteilt, wobei die weißen Christen die Herrscher, die schwarzen Sklaven aus Afrika die unterdrückten und ausgebeuteten waren. Erst die Revolution veränderte diese Gesellschaftsordnung nachhaltig. Wer Moros y Christianos nachkochen möchte schaut sich einfach das Lieblingsgericht von Sady an.
Fische, Langusten und Shrimps stehen auf Kuba dank der geografischen Gegebenheiten hoch im Kurs. Zubereitungsvariationen der Languste gibt es zu Hauff. Sie wird im Ganzen oder in Stücken gegart; auch frittiert habe ich sie mit verschiedenen Beilagen serviert bekommen. Die Languste unter der Sonne Kubas, in der leichten Meeresbrise, die immer ein wenig Salz mit sich führt, zu verzehren, das ist ein Genuss der besonderen Art und stellte für mich eindeutig ein kulinarisches Highlight meiner Reise dar.
Ein ganz anderer Geschmack bot sich mir immer wieder in Gestalt der Kochbanane. Sie nimmt in Kuba etwa die Popularität der Kartoffel in Deutschland ein. Kochbananen werden noch grün geerntet, geschält und in schräge Scheiben geschnitten. Diese Scheiben werden dann in Pfannen mit Öl frittiert bis sie goldgelb leuchten und anschließend in Salz gewendet und so als Chips oder Beilage zum Essen serviert. Ich habe kaum ein Essen ohne diese Bananenchips verzehrt.
Zum Frühstück wurden mir auf Kuba meist Omeletts gereicht, dazu Toastbrot mit einem Feta-ähnlichen Käse, spanische Chorizowurst, Obstsalat und Marmelade aus der Guave. Die apfelgroße, runde oder birnenförmige Guave ist eine exotische Beerenfrucht, die im Inneren zahlreiche harte Samen enthält. Von außen ist die Guave grün bis gelb. Das Fruchtfleisch kann je nach Sorte grünlich, weiß oder rosarot sein. Der Geschmack ist sehr schwer zu beschreiben. Er erinnert leicht an Birnen oder Erdbeeren, doch ich persönlich bin kein großer Fan davon. Die harten schwarzen Kerne stören beim Essen und ich mag auch die Konsistenz des Fruchtfleisches nicht wirklich. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Zucker gibt es natürlich überall auf Kuba. Insbesondere in Zeiten des kalten Krieges war Zucker einer der wichtigsten Exportartikel, den die Karibikinsel zu bieten hatte. Auch heute ist Zucker(rohr) neben Tabak und Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Insel. Nachspeisen sind also wie Ihr euch vorstellen könnt sehr süß. Zwei Süßspeisen möchte ich Euch hier kurz vorstellen.
Flan ist eine Karamellnachspeise, die aus Spanien stammt und ein wenig an Pudding erinnert. Allerdings hat er eine viel festere Konsistenz, sodass man Flan sogar anschneiden kann! Flan ist eine Masse aus Eiern und Milch, die im Wasserbad zum Stocken gebracht wird. Wer dieses Gericht ausprobieren möchte findet hier ein Rezept dazu.
Die spanischen Churros sind frittierte, luftige, süße Teigstangen, die gefüllt und / oder mit Sauce serviert werden. Diesem Süßgebäck begegnet man überall auf Kuba. Churros schmecken am besten mit noch mehr Zucker oder zusammen mit einer heißen Schokoladensoße. Sie werden warm und knusprig gereicht. Ein Traum! Auf den Geschmack gekommen? Dann haben wir hier ein passendes Rezept für Euch.
Ein absolutes Muss für jeden Kubareisenden ist der Genuss mindestens eines frisch gepressten Zuckerrohrsafts, namens Guarapo. Das Zuckerrohr wird zwischen zwei Walzen ausgepresst und anschließend mit Eis, Saft oder Rum gemischt. Anders als ich erwartet habe, schmeckt der Zuckerrohrsaft gar nicht wie Zuckersirup. Das Getränk schmeckt fruchtig, etwas grasig und vor allem sehr erfrischend. Den Zuckerrohrsaft braucht man übrigens auch für die Rumproduktion. Hierbei wird der Saft zu Melasse weiterverarbeitet, indem er gekocht und mit Hefe und Wasser fermentiert und destilliert wird.
Überhaupt bieten viele Straßenstände erfrischende Getränke an. Fast immer ist frisch gepresstes Obst, Milch und oder gestoßenes Eis mit von der Partie. Einfach nur lecker.
Zum Frühstück trinken die meisten Kubaner aber, ganz wie in Deutschland auch, einen starken Kaffee. Dieser wird dann mit viel warmer Milch und extrem viel Zucker aufgepimt. Bei dem Zuckerkonsum auf der Insel ist es verwunderlich, dass zumindest die Kubaner die ich getroffen habe, noch sehr gute Zähne haben ;-).
Koffein wird auf Kuba allerdings nicht nur in Form von Kaffee aufgetischt. TuKola (deine Cola) ist die eigene kubanische Variante der Coca Cola und wird in der Provinz Pinar del Rio hergestellt. Ich hatte darüber gar nicht groß nachgedacht, aber natürlich sucht man auf Kuba nach Coca-Cola oder Pepsi vergeblich. Mit der Revolution die 1956 begann und mit der Vertreibung des ungeliebten Präsidenten Fulgencio Batista, der die demokratische Verfassung von 1940 außer Kraft gesetzt hatte, endete, waren die Revolutionsführer dem großen Bruder USA kräftig auf die Füße getreten. Der Umbau Kubas zu einem Staat im marxistisch-leninistischen Sinne, inklusive der entschädigungslosen Enteignung von Vermögenswerten von ungefähr 1 Milliarde US-Dollar, führte 1961 zur „Invasion in der Schweinebucht“. Die Amerikaner, die durch Exil-Kubaner unterstützt wurden, scheiterten kläglich. In der Folge verschärfte sich die Enteignungspolitik auf Kubas Seite, auf Amerikanischer Seite wurde die Blokadepolitik ausgebaut und auf weitere Staaten, die auf die Wirtschaftsbeziehungen mit Amerika angewiesen waren, ausgeweitet. Kuba rückte dagegen immer mehr an die Sowjetunion heran. Es wurde quasi der wichtigste Ostblockstaat im Westen. Durch das Ende des Kalten Krieges ergaben sich für die Insel dann immer mehr Probleme. Die Wirtschaft brach beinahe zusammen, die Versorgungslage war sehr schlecht, der Schwarzmarkt florierte und Fidel Castro musste den US-Dollar als Zweitwährung akzeptieren. Überhaupt musste der bis dato nahezu abgeriegelte Staat sich öffnen. Silvia war übrigens 1995 und 1996 mit ihrer Familie auch dort gewesen. Sie hat nichts von etwaigen Mängeln mitbekommen, denn mit der Öffnung, kamen auch die Touristen. Die Hotelanlagen, die sie mit ihrer Familie auf ihrer Rundreise besuchten, konnten sogar Coca-Cola anbieten. Alles für den Tourismus, das Nötigste für die Bevölkerung, so hat sie es damals empfunden. Und zum Teil gilt das heute immer noch.
Doch ob heute oder damals, in einem sind wir uns einig: Selbst mit wenig bis gar keinem Luxus, mit Schwierigkeiten in der (Lebensmittel-)Versorgung und immer noch eingeschränkter Meinungs- und Informationsfreiheit – die Kubaner sind eines der glücklichsten Völker, die man sich nur vorstellen kann. Immer wird gesungen und getanzt, die Menschen sind so wunderschön, denn sie lieben sich selbst und das Leben. Überhaupt: Kuba hat sehr gute Bildungsmöglichkeiten und die Gesundheitsversorgung ist so gut wie beinahe in keinem anderen südamerikanischen Land.
Was sich nun, also nach dem Tod Fidel Castros, für und in Kuba verändert, wird sich noch herausstellen, ich bin aber davon überzeugt, dass eine Sache sich nicht verändern wird – der Rum.
Das vielleicht typischste Getränk in Kuba ist der Rum. Auf der Insel gibt es unzählige Sorten. Die bekannteste Marke dürfte aber vor allem Havanna Club sein. Übrigens, auch Bacardi ist ursprünglich kubanisch. Die Familie verlor ihre Produktionsstätten aber Anfang der 1960er Jahre im Zuge der Revolution. Der Bacardi-Fledermaus begegnet man allerdings immer noch an vielen Orten, besonders in Havanna oder Santiago de Cuba.
Dem Rum wurde in Kubas Hauptstadt Havanna sogar ein eigenes Museum gewidmet - das Havanna Club Rummuseum. Hier erklärte man mir, dass Rumsorten, die älter als 7 Jahre alt sind, pur getrunken werden. Nur so könne der vollendete Geschmack seine volle Blüte entfalten und zum perfekten Genuss werden. Diesen Genuss wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, und war total begeistert, als ich am Ende des Museumsrundganges eine lange schwarze Theke entdeckte. Ein winziges Schlückchen sieben Jahre alten Havanna Clubs wartete dort auf mich. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, purer Rum ist nichts für meinen Gaumen. Zum wahren Rumfan wurde ich aber trotzdem noch. Jetzt kann man denken, was lange währt wird endlich gut, aber nein, die Kombi macht's. Als Zutat von diversen Cocktails ist Rum einfach nur zu empfehlen.
Hier meine Favoriten:
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Mojito:
- 5cl Havana Club Añejo 3 Años
- 2 Barlöffel weißer Rohrzucker
- Frischer Limettensaft
- 2-3 Stängel frische Minze
- 9cl Sodawasser
- Eiswürfel
Cuba Libre:
- 5 cl Havana Club Añejo 3 Años
- 2 Limettenachtel
- Coca Cola
- Eiswürfel
Daiquiri:
- 6 cl Havana Club Añejo 3 Años
- 2,5 cl Limettensaft
- 1,5 cl Zuckersirup
Summa summarum habe ich auf meinen Reisen wohl schon besser gegessen als auf Kuba. Auf Dauer schien mir das Essen doch zu einseitig und auch zu deftig. Die Churros mit der flüssigen Schokolade werden mir aber mit Sicherheit fehlen, genau wie die extrem lecker zubereiteten Langusten und ...
...Sady. Sie und ihre ganze Familie haben mich so herzlich in Viñales aufgenommen, wir haben gelacht, gekocht, gegessen, getrunken und geredet. Schaut es euch doch einfach in unserem Portrait an.
Die kubanische Lebenslust und die Schönheit dieser Insel ist einmalig, die Küche - zumindest für mich - wohl eher weniger 🙂
... liebt die schönen Dinge der Welt. Ihre Wurzeln liegen in Kasachstan, im Herzen ist sie aber ein echter Globetrotter. Asiatische-Gefilde bereist sie ganz besonders gerne. Ihre Kreativität nutzt Alwina am liebsten dazu, etwas Neues und Einzigartiges zu schaffen.
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