Die faszinierende Tierwelt Sri Lankas und unser Safari-Trip durch den Udawalawe Nationalpark weckte in uns die Neugier, die tropische Flora und Fauna im Regenwald zu erkunden. So zog es uns vor den sonnigen Stränden im Süden zum sogenannten Sinharaja Forest, der noch einzig erhaltene Regenwald Sri Lankas. Auch unsere Unterkunft sollte dicht am Urwald liegen und so fanden wir ein kleines feines Häuschen am Rande des Dschungels mit super Blick auf die umliegenden Teeplantagen. Geführt wird die kleine Unterkunft mit 3 Zimmern und einer Suite von Sohn Chamara Madurang und seinen Eltern Sunil Gamage und Latha, in der alle drei ebenfalls leben. Und so kamen wir eines Mittags zum Familienbetrieb „Rainforest Mount Lodge“ der Seenadeera’s in Mederipitiya. Die Anfahrt war ziemlich turbulent, denn abgehend von der befahrenen Hauptstraße führte ein schmaler, holpriger Weg viele hundert Meter weit in Richtung des Eingangs zum Regenwald und zur Unterkunft – und das war mit Backpack gar nicht so einfach. Denn die letzten Meter mussten sogar zu Fuß zurückgelegt werden. Zwischen Chamara’s Zuhause und dem Dschungeleingang des Weltnaturerbes liegen nur sagenhafte 150m.
Der Regenwald Sinharaja Forest
Nachdem wir unseren Willkommenstee inmitten der saftig grün bewachsenen Hänge geschlürft und die ersten Worte mit unseren herzlichen Gasteltern gewechselt haben, machten wir uns zusammen mit Chamara auf in den Dschungel. Noch kurz vorm Eintritt steckten wir unsere langen Hosen (trotz Hitze) in die Socken und zogen unsere Wanderschuhe an. Schuhe samt Socken wurden mit Salz eingerieben, als Schutz vor herumkriechenden Blutegeln. Bereits nach wenigen Metern entdeckten wir die erste Riesenspinne, die mir (Patricia) gleich einen Schrecken einjagte. Doch mit unserem Dschungeltarzan, der gekonnt Lianen hinaufkletterte, fühlten wir uns sicher. Weitere Tiere ließen nicht lange auf sich warten: giftige Schlangen (Viper), Schnecken, Eidechsen, Tausendfüßler, Affen, Schmetterlinge, ein Chamäleon und ein dicker Waran. Verwehrt wurde uns leider das Zusammentreffen mit Elefanten. Keinen der vier im Sinharaja Forest lebenden Dickhäuter bekamen wir vor Gesicht. Genauso wie die Vogelvielfalt, die sich eher am frühen Morgen präsentiert.
Doch auch die Flora zeigte sich von ihrer spannendsten Seite. Das herauslaufende Harz des canerium zeylanicum wird als Brennstoff für Lampen benutzt. Diesen gibt es nur im Sinharaja Forest. Ebenfalls wird dieser für die aufgestellten Kerzen an buddhistischen Tempeln verwendet. So wurden wir von über mehreren Jahrhundert alten Bäumen, fleischfressenden Pflanzen, zirpenden Zikaden, berauschenden Bethelblättern und reichen Früchten wie Kaffee, Kakao und Pfeffer umringt.
Doch damit nicht genug: der körperlich anspruchsvollste Teil, neben dem dauerhaften Schwitzen, stand uns noch bevor. Am Fluss angekommen, sollten wir unsere Schuhe ausziehen. Zusammen überquerten wir einen rutschigen Stein nach dem anderen. Gar nicht so einfach, die Strömung hatte nämlich ganz schön Kraft. Auf der gegenüberliegenden Seite und weiteren Metern Barfuß und einem entdeckten Blutegel später auf meinem Fuß kamen wir am Wasserfall an. Hier befand sich ebenfalls Chamara’s versprochene 10m tiefe Badestelle. Nachdem wir so geschwitzt hatten, konnten wir uns am menschenleeren Badeort inmitten des Dschungels abkühlen. Dies stellte das Ende und den Höhepunkt der Tour dar. Verschwitzt, nass und dreckig kehrten wir nach vier Stunden zurück zur Unterkunft. Kurz vorm Ziel passierten wir einen Orangenbaum. Etwas Sprungkraft war von Nöten und wir hatten unsere Belohnung auf der Hand. Endlich zurück, bereitete uns Latha direkt einen frischgepressten Orangensaft zu. Und dazu dieser Ausblick, was will man mehr?! Vielleicht noch ein Curry?
Das Lieblingsgericht
Latha fragte uns, ob wir bei ihnen Zuhause essen wollten. Ohne zu zögern sagten wir ja. Bei srilankischer Hausmannskost sollte man keineswegs nein sagen. Nach unserer Dusche standen auch schon Salat, Spiegeleier, gelbes Coconut Sambol mit Curryblättern, Papadams sowie Reis mit vier verschiedenen, vegetarischen Currys, darunter Mangold-, Kartoffel-, Linsen- und Bohnen-Curry auf dem Tisch. Ein wahres Gedicht. Nach dem ersten Bissen war uns klar, dass Latha eine unglaublich gute Köchin ist und ihre Speisen auf der Zunge zergehen. Viele Gewürze trafen hier aufeinander, die wir zuvor auf unserer Reise noch nicht begegnet sind. Darunter gelbes Chilipulver, das keineswegs scharf ist und für das gelbe Coconut Sambol verwendet wird sowie Fenchelsamen für den Salat.
Auch in Latha’s Küche entdeckten wir später weitere spannende Zutaten, wie braunes und rotes Reismehl sowie Samaposha Aggala, ein Gemisch aus gemahlenem Mais, Reis, Soja und grünen Hülsenfrüchten. Verrührt mit Kokosnussraspeln, Zucker, Salz und kaltem Wasser wird die Masse zu leckeren Gebäckkugeln geformt, von denen wir auch gleich das Rezept ergatterten. Alwina sprang im Dreieck, so erinnerten sie die Kugeln an ihre geliebten, russischen Kartoschkas.
Chamara fiel unser Interesse am srilankischen Essen auf und so erzählten wir von unserem Foodblog. Die Frage aller Fragen brannte uns schließlich auf den Lippen. Er antwortete, dass sein Lieblingsgericht Hoppers, Coconut Rotti und Pancakes (Pani Pol) seien. Eigentlich typisch srilankische Frühstücksspeisen, die uns bereits auf unserer Reise des Öfteren begegneten. So waren auch für uns die Begriffe nicht mehr fremd.
Hoppers sind rund gewölbte Reispfannkuchen mit Kokosnussmilch, die in einer speziellen gusseisernen Pfanne hergestellt werden. Bei einem Egg Hopper wird zusätzlich ein Ei auf den Teig und eine Prise Pfeffer gegeben. Dazu werden leicht scharfe, angebratene rote Zwiebeln gegessen. Die in Kokosöl angebratene Zwiebelmischung wird ebenfalls mit den sogenannten Coconut Rottis gegessen. Ein Teig aus Mehl, Kokosnussmilch, frischen Kokosnussraspeln und Chiliflocken. Und wer meint, dass Lieblingsgericht könnte nicht aus noch mehr Kokos bestehen, der irrt. Denn den dritten Part übernehmen die zitronengelben Pancakes mit einer karamellisierten Honig-Kokosnussfüllung. Neben Tee, Gummi, Textilien und Edelsteinen ist das reiche Vorkommen der Kokosnuss eine Hauptexportware und bilden einen wichtigen Bestandteil in der srilankischen Küche. Die schöne Farbe bekommen die Pancakes übrigens von einem für uns bis dato unbekannten gelben Chilipulver. Außerdem befinden sich die leckeren Curryblätter im Teig, die eben nicht nur den vielen srilankischen Currys ihre feine Note geben.
Kochen auf der Terrasse
Dieses Gedicht von Frühstück wurde auf der Terrasse zubereitet. Am Abend vor dem Drehtag bemerkten wir beim Durchstöbern der exotischen Zutaten in Latha’s Küche den doch eher dunklen Raum. So hatte Alwina für unseren Roadtrip nicht ihre beste Kamera eingepackt, die auch mit sechs Kilo das Gewicht im Backpack gesprengt hätte. So waren wir beim Drehen an das natürliche Tageslicht gebunden. Chamara’s Vater Sunil Gamage bemerkte unsere Nachdenklichkeit und beschloss, alle benötigten Zutaten samt tragbaren Herd nach Draußen zu verlagern. Wir waren begeistert, auch weil wir beim zweiten Lieblingsgericht auf Sri Lanka mit einer wundervollen Aussicht beschenkt wurden. So starteten wir bereits am nächsten Tag um 7 Uhr morgens. Zu dieser Zeit ist es, wie an jedem Tag im Jahr hell. Und das es sich nachts kaum abkühlt, war es auch bereits sehr warm. Als wir am frühen Morgen auf die Terrasse traten, sahen wir bereits die gesamte Vorbereitung. Latha, Sunil und Chamara standen wohl noch um einiges früher auf als wir. Alle benötigten Zutaten standen bereits abgefüllt in kleinen und großen Schälchen bereit, sodass wir gleich starten konnten.
Latha’s Handgriffe zeigten, dass sie die kleinen Frühstückshappen schon oft für ihre Familie zubereitet haben muss. Aber auch Sunil half kräftig mit. Und wir waren ganz angetan von der Zubereitungsart und den verwendeten Kochutensilien. Bereits am Beginn unserer Sri Lanka-Reise entdeckte ich die kleinen Teigschälchen an Straßenständen und fragte mich, wie diese ungewöhnliche Form wohl zustande kommt. Die eben erwähnte runde gusseiserne Pfanne gab mir dann die Antwort. Zusammen kochen, erweitert eben den Horizont 😉 Ein Kulturaustausch, der trotz der Sprachbarriere allein über die Geschmacksknospen funktioniert. Wir waren einfach nur glücklich, vor allem als sich der Tisch mit den sämtlichen Frühstücksspeisen stapelte. Dazu gab es natürlich Tee, von den eigenen Plantagen rings um das Haus. Zusammen am Tisch erzählte Chamara, dass ihm dieses Frühstück viel Kraft für die Touren, teilweise über Tage, im Regenwald gibt. Auch in seiner Zukunft möchte er von den Einnahmen eines Tourguides und der Vermietung der Unterkunft leben. Gerade wurde auch die Suite fertig gestellt, für die noch Fotos für Booking.com benötigt wurden. Diesen Job übernahm dann gleich noch Fotografin Alwina 😉
Das Frühstück war zum Niederknien, auch der zuvor vermutete ausgeprägte Kokosnussgeschmack war überhaupt nicht dominierend. Wir konnten nun gut nachvollziehen, dass man bei so einem Frühstück super in den Tag startet. Und als wäre es das noch nicht gewesen, packte uns Latha für unseren Weg in den Süden noch jeweils ein Bananenbrot aus dunklem Reismehl ein, das mit einer, wie sollte es auch anders sein, Kokosmasse gefüllt, und im Bananenblatt, namens Halapa, gedämpft wurde. So erinnerte uns die Wegzehrung an die liebevolle Latha, an die wir aber nicht nur beim Kokosnussgeschmack zurückdenken werden. Und Chamara hat recht: bei seiner Mutter schmeckt es einfach am besten!
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