Bereits zum dritten Mal stattete die Grüne Pfanne dem Vogelsberg einen Besuch ab. Oli aus Udenhausen, Jörg aus Lauterbauch und nun Ramona, ebenfalls aus Lauterbach, zeigten Pfannenliebling ihr Lieblingsgericht. Was haben die drei gemeinsam? Alle sind Arbeitskollegen von Alwina und kennen unseren Blog seit Anbeginn (also seit 1 ½ Jahren :D).
Das gesamte Büro ist sehr am Kochen und Essen interessiert, vor einigen Jahren riefen sie sogar die What’s App Gruppe namens „Schlemmergruppe“ ins Leben und teilen seitdem ihre Fotos vom legendären Sonntagsbraten, neuen Rezepten oder machen Termine für einen Restaurantbesuch aus.
Das Lieblingsgericht Brasuntki
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So lag es nahe, dass auch Ramona vor die Kamera musste, um ihr Lieblingsgericht zu präsentieren. Der eher unbekannte Name ihres Lieblingsgerichts lautet „Brasuntki“. Dahinter verbirgt sich ein Kartoffelteig, der in kleine Stückchen geschnitten und mit zerlassenem Speck und Zwiebeln gegessen wird. Dazu gibt es Sauerkraut. Sofort dachte ich (Patricia) an die ähnliche Speise „Fuscha“, die meine Oma für ihre Kinder und Enkel, solange ich denken kann, zubereitet. Doch gibt es die Speise nicht so oft, denn der Aufwand ist groß. Genau wie bei Brasuntki werden Kartoffeln gekocht und mit Kartoffelstärke oder Mehl vermengt. Während Fuscha zu kleinen Kugeln gerollt und mit Speck und Zwiebeln angebraten werden, wird der Teig für Brasuntki in lange dünne Würste gerollt, um diesen dann mit einem Messer in Stückchen zu schneiden. Um die gnocchiähnlichen Teigstückchen nicht auskühlen zu lassen, kommen sie alle in eine Schale, die im kochenden Wasserbad sitzt. Zwischendurch wird ein Löffel zerlassender Speck über die Brasuntki gegeben und darin geschwungen. Das Schwingen der Schale und das „Hochhopsen“ gibt den Brasuntki einen weiteren Namen: „Hopsaklöße“. Dazu gibt es Sauerkraut und Buttermilch.
Aufgrund der Ähnlichkeit von Fuscha und Brasuntki wollte ich wissen, woher das Gericht eigentlich stammt. Ramona antwortete, dass dies ein schlesisches Gericht sei. Nachdem Schlesien nach dem 2. Weltkrieg an Polen fiel, flohen viele aus diesem Gebiet nach Deutschland. Genau wie Ramonas Familie und auch meine Großeltern. So ist dieses Gericht wahrscheinlich ein typisches Gericht aus dieser Region und Zeit. So wäre es doch interessant zu wissen, ob Brasuntki oder Fuscha auch heute noch dort zubereitet werden?
So bereiteten wir an jenem Januarsonntag die Brasuntki mit Sauerkraut zu und schwelgten in der kulinarischen Vergangenheit unserer Vorfahren. Als ich Ramona fragte, wie oft sie Brasuntki zubereitet, sagte sie prompt: „das erste Mal“. Denn eigentlich isst sie ihr Leibgericht ausschließlich bei ihrem Vater, der zu diesem Festmahl dann auch gleich die gesamte Familie einlädt. Doch für Pfannenliebling ist Ramona zwei Wochen vorm Drehtag zu ihrem Vater gefahren, um die Zubereitung zu lernen. Jeden Schritt hat sie fein säuberlich notiert, damit auch nichts daneben geht und die Brasuntki „wie zuhause“ schmecken.
Ramona
Doch wer genau steckt denn jetzt hinter diesem spannenden Lieblingsgericht? Ramona, ist 46 Jahre, lebt seit 21 Jahren in Lauterbach und arbeitet als Verpackungstechnikerin. Sie liebt die Landschaft des Vogelsberges, genießt die Natur, lebt sich künstlerisch aus und trifft sich gerne mit ihren jahrlangen Freunden, die eigentlich wie eine große Familie sind. Einmal im Jahr besuchen sie gemeinsam das Herzberg Festival in Breitenbach. Ein viertägiges Hippie-Festival mit guter Livemusik und ausgelassener Stimmung. So ist Ramona’s Begeisterung für das einmalige Festival im Haus unübersehbar. Festivalkarten, Poster oder Mitbringsel zieren die einzelnen Wohnräume. Auch Alwina hat schon zweimal mit Ramona das Herzberg-Festival besucht.
Ramona wirkt nicht nur glücklich, denn sie ist es auch. Auf die Frage nach ihren Träumen und Wünschen antwortete sie, dass sie sich gar keine großen Veränderungen wünscht. Sie schätzt ihre Gesundheit und die ihrer Familie sowie Freunde, genießt ihr Leben in vollen Zügen, reist gerne nach Fuerteventura und besucht Festivals. Rundum glücklich, was will man mehr!?
Es war ein wunderschöner Kochtag mit Ramona, an dem wir viel redeten, lachten, schlemmten und die Kamera bei so entspannter Atmosphäre beinahe vergaßen. Ramona hat mit ihrem Lieblingsgericht nicht nur ihre familiären Erinnerungen, sondern auch gleich meine Erinnerungen wachgerufen. Durch Pfannenliebling weiß sie, dass Brasuntki nun für die Nachwelt erhalten bleiben. Und das sollte ich doch mit einem Fuscha-Rezept meiner Oma eigentlich auch tun 😉
... liebt die kulinarischen Dinge der Welt. Seit sie groß genug war in die Töpfe auf dem Herd zu luken, ließ sie die Leidenschaft für gutes Essen nicht mehr los. Essen ist für sie als Archäologin, Geschichts- und Museumswissenschaftlerin auch immer ein interessantes Forschungsfeld.
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