Das nächste Pfannenabenteuer verschlug uns nach Äthiopien. Die Grüne Pfanne entdeckte das Land am Horn von Afrika, seine dreitausendjährige Kulturgeschichte, seine gelebten Religionen, die unterschiedlichen Völker im Süden und natürlich das äthiopische National- & Lieblingsgericht „Injera“
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„This is Africa!“
Was bewegte uns, eine Reise nach Äthiopien zu unternehmen? Vor allem, da es sich hierbei nicht um ein klassisches Backpacker-Land handelt und auch zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Als Reiseleiterin bekam Patricia Anfang dieses Jahres die Möglichkeit eine Gruppe in Äthiopien zu übernehmen. Eine Voraussetzung hierfür war jedoch eine vorgeschaltete Erkundung der Reiseroute. Und das war der Auslöser. Ich, Alwina, habe mich kurzerhand mit angeschlossen und keine zwei Wochen später, saßen wir auch bereits im Flieger, Richtung: „Wiege der Menschheit“.
Gondar – eine geschichtsträchtige Stadt
Unsere Erkundungstour startete in Bahir Dar und führte uns zwei Tage später, östlich des Tana-Sees entlang direkt in Richtung Norden nach Gondar.
Gondar zählt zur berühmten äthiopischen Königsstadt des 17. und 18. Jahrhundert. In gut 2.100 Meter über dem Meer gelegen, bietet Gondar eine ganze Reihe von beeindruckenden Sehenswürdigkeiten der früheren Kaiserstadt. Und genau hier trafen wir auf Yohannes.
Yohannes und sein „New York“
Yohannes besitzt in Gondar ein kleines Guesthouse, welches wir zuvor über Booking.com buchten. Mit den Worten: »Willkommen in meinem New York« begrüßte er uns mit einem ansteckenden Lachen. Mir war sofort klar, Yohannes muss ein Pfannenliebling werden und direkt fragte ich nach seinem Lieblingsgericht. Nicht umsonst besitze ich schließlich den Spitznamen, „Frau Sicher-Sicher“ 😉 Aber ganz ehrlich, es haftet schon ein gewisser Druck auf unseren Reisen, schließlich wissen wir nie, wem wir begegnen, ob wir überhaupt jemanden finden, der darauf Lust hat usw.. Seine Reaktion nahm uns direkt jegliche Sorgen darüber. »That is Beyaynetu« – Wow, was ein hübscher und wohlklingender Name. Eine Idee darüber, was sich dahinter verbirgt, hatten wir aber nicht. Er erkannte unsere Neugier und klärte uns auf.
Beyaynetu
Beyaynetu ist eine vegane Platte, bestehend aus Injera und verschiedenen veganen Currys. Yohannes ist ein gläubiger orthodox-christlicher Äthiopier. Die Fastenzeit vor Ostern ist für die äthiopisch-orthodoxe Gemeinde etwas ganz Besonderes. Schon vor dem Aschermittwoch wird mit dem Fasten begonnen. An 55 Tagen dürfen zu dieser Zeit keinerlei tierische Produkte – und bis mindestens 15 Uhr weder gegessen noch getrunken werden. Da verwundert es niemanden, dass Äthiopien eine Vielzahl an vegetarischen und veganen Gerichte hervorgebracht hat.
Reis in Asien, Injera in Äthiopien!
Die Beilage und Grundlage zu Beyaynetu und fast zu jedem äthiopischen Essen stellt Injera dar. Injera lernten wir bereits am ersten Abend in Äthiopien kennen. Es ist ein gesäuertes Fladenbrot, welches aus dem Getreide Teff hergestellt wird. Teff wird in Äthiopien schon seit Tausenden von Jahren angebaut und gegessen. Dabei wird das Teffmehl mit Wasser zu einem Teig verarbeitet und einige Tage fermentiert. Schließlich werden daraus auf einer heißen Tonplatte schwammartige Fladen gebacken. Diese Fladen ersetzen in Äthiopien sowohl den Teller als auch das Besteck.
Wir mussten zu Beginn unserer Reise feststellen, dass wir diesen Sauerteig nur in kleineren Mengen genießen sollten 🙂 Unsere europäischen Mägen reagierten doch sehr sensibel darauf, ich denke darauf muss ich jetzt auch nicht weiter eingehen 😉
Sonnenuntergang & African massage
Nachdem uns Yohannes so ausgiebig von seinem Lieblingsgericht erzählte, machten wir einen Drehtermin für den kommenden Tag aus. Er fragte uns im Anschluss, ob wir Lust darauf haben, seinen Lieblingsplatz in Gondar kennenzulernen. Wie konnten wir das ablehnen? In seinem kleinem blauen Miniauto, entführte er uns zum „Hotel Goha“. Allein die Fahrt dorthin war schon abenteuerlich. Wir konnten gar nicht fassen, dass Yohannes, ein großer und starker Mann, in diesem Auto Platz findet. Auf dem Weg zur Aussichtsplattform schwärmte Yohannes in einer doch sehr ungemütlich gebeugten Position von seinem Gondar. Er liebt diese Stadt, hier ist er geboren und aufgewachsen. Seine Wurzeln stammen von hier und die Menschen seien das Beste. Jeder kennt jeden und jeder hilft jedem. Das ist das Besondere am Leben in einer Kleinstadt.
So gut es ging, kurvte er an den zahlreichen Schlaglöchern vorbei. »The road is our African massage «Es war eine lustige Fahrt, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt 😉
Nachdem wir das Ziel erreicht hatten verstanden wir, was er mit seinem »Willkommen in meinem New York« meinte. Eine einzigartige Panorama-Landschaft. Der Blick über die gesamte Stadt war traumhaft und der Sonnenuntergang einfach nur wunderschön. Yohannes fährt sehr gerne und oft hier her. Hier kann er abschalten, zur Ruhe kommen und die Natur genießen.
Auf dem Weg zurück, fragte er uns, wie wir den äthiopischen Kaffee finden. Kaffee nimmt hier einen sehr hohen Stellenwert ein und steht für Genuss und Entspannung. In der äthiopischen traditionellen Kaffeezeremonie kommt das sehr schön zum Ausdruck. Diese ist fester Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens. Für mich persönlich ist äthiopischer Kaffee aber viel zu stark, ich bevorzuge da doch lieber einen Macchiato. Seine Reaktion darauf kam prompt 🙂 »Marry a black guy and you can enjoy a macchiato every day « Wir haben hier einen richtigen Spaßvogel an Land gezogen 🙂
Kik Wot, Kosta & Key Sir Alicha
Der Drehtag stand endlich an und in der Küche warteten auch schon Feyine, die Schwester und Tigist, eine Angestellte auf uns. Yohannes teilte uns mit, dass er selber nicht kochen kann. Ihm wurde das Kochen nie beigebracht, da Haushalt und Erziehung der Kinder in Äthiopien traditionell die Aufgabe der Frau darstellt.
Yohannes Beyaynetu besteht aus drei Beilagen: Kik Wot, Kosta und Key Sir Alicha. Das Rezept findet ihr hier.
Kik Wot ist ein äthiopischer Linsen-Eintopf, der mit viel Zwiebeln, Knoblauch und Berbere gewürzt wird. Berbere ist eine scharfe Gewürzmischung, bestehend aus Chilipfeffer, Ingwer, Zimt, Knoblauch, Nelken, Koriander, Piment und weiteren Zutaten. Es gibt hierbei kein einheitliches Rezept, jeder hat seine ganz besondere Mischung.
Kosta ist eine Kartoffel- und Mangold Beilage, die mit grünem Chili verfeinert wird. Bei Key Sir Alicha handelt es sich um ein Rote Beete Gericht, welches traditionell mit Kartoffeln gereicht wird. Da Kartoffeln aber bereits bei Kosta zu finden sind, verzichtete die Schwester hier darauf.
Gekonnt zauberten die zwei Mädels diese drei Beilagen in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Da wir uns nur sehr schwer verständigen konnten, spürte man eine gewisse Unsicherheit. Und schließlich werden die Beiden auch nicht oft beim Kochen von einer Kamera begleitet 🙂
Da das Zubereiten von Injera mehrere Tage in Anspruch nimmt, haben die Mädels auf fertige Fladen zurückgegriffen. Wie selbstverständlich drapierten Sie Injera in die Grüne Pfanne, schnell gesellten sich Kik, Kosta und Key Sir dazu. Unsere Grüne Pfanne wird einfach verwöhnt und schafft es immer wieder, eine Situation aufzuheitern. Key Sir war für mich mein absolutes Highlight. Rote Beete ist einfach was Tolles.
Träume, Ziele und Portugal
Beim Essen fragten wir Yohannes nach seinen Träumen. Und auch hier musste er laut loslachen, schließlich antwortet er: »I have no dreams, I only have goals« Seine Ziele sind es, hart zu arbeiten und viel Geld zu verdienen, damit er sich das Reisen leisten kann. Sein erstes europäisches Land wird Portugal sein. Die Portugiesen waren diejenigen, die dem äthiopischen Kaiserreich 1541 zur Hilfe kamen. Das Reich stand kurz vor einem islamischen Eroberungsversuch unter Mohammed Gran doch Portugiesen konnten die arabischen Feinde zurückschlagen. Und darum möchte er seine Reise in Portugal starten.
Yohannes ist sehr stolz auf sein Land. Er zählt Äthiopien zum sicherstem Reiseland Afrikas. Hier leben 80 unterschiedliche Ethnien harmonisch zusammen. Das findet er beeindruckend. Liebe und Harmonie ist das wichtiges im Leben. Da müssen wir Yohannes voll und ganz zustimmen.
Danke Yohannes für deine Einblicke und deine Gastfreundlichkeit. Wir haben sehr viel gelacht und noch besser gegessen. Wir wünschen dir, dass du deine Ziele verwirklichst und Portugal eines Tages besuchen kannst. „Love and harmony is all you need to live“
Uns hat Äthiopien zu gleich fasziniert als auch mitgenommen. Die Menschen sind aufgeschlossen, fröhlich und entgegenkommend, obwohl sie größtenteils in Lehmhütten ohne Strom und vor allem ohne sauberes Wasser leben. Die dort vorherrschende Armut ist einfach erschreckend. Als verwöhnter Mitteleuropäer kommt man da gehörig ins Grübeln.
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