Was die Grüne Pfanne an die Westküste Sardiniens verschlagen hat? Ehrlich gesagt war es meine (Patricias) Oma, die zu ihrem 80igsten Geburtstag ein Ferienhaus auf Sardinien für die gesamte Familie samt Pfannenträgerin Alwina spendierte. So packten wir Ende Mai die Grüne Pfanne in den Koffer und verbrachten mit ihr knapp zwei Wochen auf der wundervollen Insel am Rande des kleinen Städtchens Olmedo. Da wir mit neun Erwachsenen und zwei Kindern reisten, benötigten wir viel Platz. Auf der Ferienhaus- und Wohnungsvermietungsplattform „Airbnb“ wurden wir fündig. Auf den zahlreichen Fotos verliebten wir uns sofort in das Anwesen und die vier Ferienhäuser einschließlich Pool von Besitzerin Irene. Jedes Haus hat seinen ganz eigenen Charme, der durch die liebevolle und detailhafte Einrichtung erzeugt wird. Doch nicht nur die Häuser, sondern auch der riesengroße Pferdestall, der eigene Weinanbau und eine Allee aus Olivenbäumen beindruckten uns sehr. Unter folgendem Link könnt Ihr Euch ein genaueres Bild von unserem Aufenthaltsort machen oder selbst ein paar Tage vor Ort buchen 🙂
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Irene und Renate
So fragten wir uns, wer denn da genau hinter diesem idyllischen Anwesen steckt. Und wie schon so einige Male erlebt, lernt man Jemanden am besten übers gemeinsame Kochen und Essen kennen. Wir erzählten von unserem Foodblog und fragten, ob Irene Lust hat, mit uns ihr Lieblingsgericht zu kochen. Irene willigte sofort ein und verriet uns, dass Sie sehr gerne kocht und sogar Kochkurse anbietet. Ihr Haus befand sich ebenfalls auf dem riesengroßen Grundstück. Demnach hatten wir keinen weiten Anfahrtsweg, als wir uns auf einen Drehtag einigten. Wir verständigten uns auf Englisch, um aber nichts falsch zu verstehen, bot sich eine Lösung an, die nicht besser hätte sein können. Renate, deutsche Auswanderin, lebt auf Sardinien und kümmert sich um die Pferde auf Irenes Hof. So bot sie von sich aus an, uns bei der Kommunikation zu helfen, das wir dankend annahmen. Als weitere Unterstützung begleitete uns meine Mutter Petra, die im Gegensatz zu uns etwas italienisch spricht und gleich von Irene eine Schürze umgebunden bekam.
Das Lieblingsgericht "Ravioli"
Zum Rezept geht's hier lang: Lieblingsgericht Ravioli
Da wir bereits einige Tage vor dem Drehtag mit Irene quatschen und sie nach ihrem Lieblingsgericht fragten, wurden unsere Augen immer größer. Ein Gericht, welches nicht nur auf Sardinien, sondern in ganz Italien und darüber hinaus bekannt ist: Ravioli. Als wir Irenes Esszimmer betraten und direkt auf den großen Esstisch, an dem sich eine gesamte italienische Familie versammeln könnte, zuliefen, standen die Zutaten bereits alle auf den Tisch. Und mitten vor Kopf der Star der Ravioliproduktion: die Nudelmaschine. Der Nudelteig wurde schnell zusammen gemischt und mit den Händen geknetet. Was definitiv nicht fehlen durfte, waren die Eier von Renates freilaufenden Hühnern. Irene sagte, dass der Teig nur mit diesen Eiern so gut gelingen würde. Stück für Stück drehten wir den Teig durch die einzelnen Stufen der Nudelmaschine, bis die gewünscht Dicke für Ravioli erreicht wurde. Anschließend wurden die dünnen Teiglappen auf einen Ravioliformer gelegt, mit Spinat und Ricotta gefüllt sowie mit einem weiteren Teiglappen verschlossen. Die Produktion verlief reibungslos und der Anblick der wunderschönen Ravioli-Rohlinge erinnerte gleich an die Barilla-Werbung mit ihrer Pastaproduktion in Vollkommenheit. Es war wirklich ein Fest für die Augen, die verfolgen konnten, wie aus wenigen Zutaten bildschöne Nudelquadrate werden.
Traditionen der sardischen Küche
Wenige Zutaten machen sogar einen Teil der sardischen Küche aus. Da die Insel vom Festland abgeschieden ist, gibt es nicht so viele Möglichkeiten, spezielle Zutaten zu bekommen beziehungsweise eine enorme Vielfalt an Produkten zu importieren. So wird vor allem das verzehrt, was unter der heißen Sonne Sardiniens wächst. Dies wurde lange Zeit von vielen Einwohnern Sardiniens bemängelt, doch Irene sieht dadurch einen viel größeren Vorteil. Viele Traditionen haben sich in ihrer Einfachheit bewahrt und konnten nicht durch äußere Einflüsse verwischt beziehungsweise verändert werden. Dafür setzen sich auch viele sardische Frauen ein, die die vielen Traditionen am Leben erhalten wollen. Ein ganz typisches, einfach Essen ist beispielsweise Lamm am Spieß. Serviert mit Oliven, Brot und Wein und einem Hauch Meeresbrise – wer braucht da schon exotischen Firlefanz. Irene liebt das traditionelle Essen, die Verwendung der lokalen Produkte und vor allem die Verarbeitung mit den Händen. Diese Tradition hat sich auch bewahrt. Ein Mixer wird eher selten verwendet. Beim Kneten des Teiges erkannten wir schnell, dass da ein wahrer Profi am Handwerk ist. Die Zubereitung des Gerichts hat Irene von ihren Freundinnen gelernt. Als sie vor 30 Jahren von Neapel nach Olmedo zog, lernte sie die Kunst der Nudelproduktion. Zu besonderen Anlässen macht sie sehr gerne selbstgemachte Pasta. Da die Nudelproduktion aufwendig ist, treffen sich oft mehrere Personen, um gleich eine größere Menge herzustellen, erzählte uns Irene.
Träume und Ziele von Irene
Ihr Herz schlug und schlägt aber vor allem für Pferde. Eine große Leidenschaft, die sie mit ihrem Mann teilt. Sie wollte schon immer Pferde besitzen und diese benötigen viel Platz. Ein großes Grundstück musste also her, um ihren Traum als Pferdezüchterin und Reittrainerin zu verwirklichen. Nach und nach kamen dann die ganzen Ferienhäuser hinzu und beides zu managen war unmöglich. So entschied sich Irene in erster Linie für die Vermietung der Häuser, hat aber immer noch einige Pferde im Stall und gibt zwischendurch Reitunterricht. Achja, und ein kleines biologisches Weingut betreibt sie auch noch aber die Produktion ist ausschließlich für private Zwecke gedacht. Sie sagt, dass sie sehr glücklich und zufrieden sei und alles besitzt was sie braucht. Und das sieht man ihr auch an. Irene wirkt sehr bodenständig, authentisch und ausgeglichen.
Merken
So fühlten wir uns gleich bei Irene wohl, lachten viel zusammen und probierten Irenes Ravioli, die mit einer frischen Tomatensauce serviert wurden. Viel Pecorino und frisches Basilikum durften dabei nicht fehlen. Eins war uns sofort klar: es muss einen römischen Nudelgott geben! So waren wir nicht nur von Bella Italia, sondern auch von der traditionellen sardischen Küche in ihrer Einfachheit begeistert. Und wieder einmal sind wir großartigen Menschen begegnet, die uns gezeigt haben, dass das Leben nicht immer einfach ist, doch die Hürden genommen werden sollten, um sich seinen ganz eigenen Traum zu erfüllen. Danke liebe Renate und Irene für Eure Lebensfreude, euren Enthusiasmus und den Mut, ein kleines Stück von Euch preiszugeben. Wir haben viel von Euch gelernt. Viele liebe Grüße an Euch und diesen traumhaften Ort. Wir kommen sehr gerne wieder!
... liebt die kulinarischen Dinge der Welt. Seit sie groß genug war in die Töpfe auf dem Herd zu luken, ließ sie die Leidenschaft für gutes Essen nicht mehr los. Essen ist für sie als Archäologin, Geschichts- und Museumswissenschaftlerin auch immer ein interessantes Forschungsfeld.
2 Comments
Ein sehr schöner Artikel. Persönlich gefallen mir die Bilder, die sind wirklich gut gelungen.
Die Provinz Sassari steht nun auch auf meiner Reiseliste! Vielen Dank! 🙂
Vielen lieben Dank Vincenco, Sardinien ist ein tolles Land und ich werde sicherlich auch nochmal dorthin reisen. Genieße es dort und freu dich auf das pfannomenale Essen dort. Alwina